27. August 2005
Aargauercup

Gränichen - Mellingen 2:1 n.V.


Oh Wunder, es geht ja doch!

Die ersten drei Meisterschaftsspiele allesamt verloren, die Form noch überhaupt nicht gefunden und nun noch gegen das höherklassige Mellingen im Aargauer Cup antreten. Konnte dies gut gehen?
Ein Blick in die Mannschaftsaufstellung der Gränicher zeigte auch im vierten Spiel ein neues Gesicht in der Innenverteidigung. Der lang verletzt gewesene Maik Schellenberg gab sein Debüt. Auffällig war zudem, dass mit Hurter nur eine Sturmspitze nomin iert war. Die Gäste aus Mellingen erwischten den besseren Start. Bereits in der zweiten Minute lenkte Klingelfuss einen Schuss von Zahner mirakulös in den Corner. Sieben Minuten später rettete Fabio Steiner für seinen geschlagenen Keeper vor der Linie. Und in der 14. Minute landete ein Bogenball von Zahner am Pfosten.
Nach dieser turbulenten Startphase hatten sich die Gränicher an den etwas höheren Rhythmus gewöhnt und kamen ihrerseits zu Chancen. Müllers Schuss landete jedoch knapp neben dem Tor und Hurter verpasste in der 27. Minute eine scharfe Hereingabe von Manuel Steiner nur knapp. Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam der FC Mellingen zu einem Freistoss aus aussichtsreicher Position, zentral vor dem Tor. Hausherr legte den Ball zur Seite, doch da stand nicht sein Mitspieler, sondern der Gränicher Müller. Dieser schaltete innert Sekunden und lancierte, mit einem genau getimten Steilpass, den blitzschnellen Hurter. Das 17jährige Jungtalent konnte alleine auf Talerico ziehen und schoss kaltblütig zur 1:0 Führung für Gränichen ein. Jubel und Erleichterung bei den Gastgebern. Jubel über den verdienten Führungstreffer, denn Mellingen hatte zu diesem Zeitpunkt stark abgebaut. Erleichterung, weil die Gränicher ja doch noch mit Aggressivität und Leidenschaft spielen konnten, was sie in den Meisterschaftsspielen bisher vermissen liessen.
Kurz vor der Pause wurde es nochmals gefährlich vor dem Tor der Gränicher. Klingelfuss behielt aber die Oberhand im Eins gegen Eins mit Zahner. Somit konnten die Hausherren den Pausentee mit einer 1:0 Führung im Rücken geniessen. Doch was würde nach der Pause sein? Kam jetzt wieder der Einbruch? Oder konnten die Gränicher ihre Leistung aufrechterhalten, ja wenn nicht sogar noch steigern?
Die Antwort fiel klar aus. Es waren die Gränicher, die den Beginn der zweiten 45 Minuten dominierten. Ab der 50. Minute tauchten sie regelmässig vor dem Mellinger Tor auf. Roth scheiterte aus knapp acht Meter an Talerico. Die Schüsse von Müller und Manuel Steiner verfehlten das Tor. Erst ein Freistoss von Holliger, in der 63. Minute, sorgte wieder für Gefahr. Doch das 2:0 fiel nicht. Die Mellinger waren in dieser Phase beinahe machtlos gegen die Gränicher und wenn sie sich doch einmal durchtankten war da immer noch die Abwehr, die ihre Sache bis dahin hervorragend erledigte.
Anders in der 70. Minute. Hausherr trat einen Freistoss von der linken Seite genau auf den Kopf von Zahner, der keine Mühe hatte, den Ausgleichstreffer zu erzielen. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Spielen munterten sich die Gränicher Spieler nach diesem Gegentor sofort auf und sie rannten weiterhin an, um das zweite Tor zu erzielen. So gehörten auch die folgenden Minuten dem Heimteam. Bis fünf Minuten vor Schluss standen die Mellinger unter Dauerdruck. Allerdings brachten es die Gränicher nicht fertig, den erneuten Führungstreffer zu erzielen. So mussten sie am Ende gar noch um den Einzug in die Verlängerung zittern, denn in der 85. Minute konnte der Mellinger Trost alleine auf Klingelfuss losziehen. Sein Schuss prallte aber vom Pfosten ab. Somit stand es nach 90 Minuten 1:1 und die Verlängerung musste her.
Fünf Minuten nach Wideranpfiff erhielten die Gränicher, nach einem Foul an Manuel Steiner, einen Elfmeter zugesprochen. Die Chance, gegen den Zweitligisten das zweite Mal in Führung zu gehen war zum Greifen nah. Müllers (Gold-)Füsschen wackelte aber kräftig und so konnte Talerico den schwach getretenen Penalty abwehren.
Im Gegenzug folgte fast die Bestrafung. Doch wiederum hatten die Gränicher das Glück auf ihrer Seite, denn Tangas Schuss ging an den Pfosten. Danach lief nicht mehr viel in der Verlängerung. Keine der beiden Mannschaften wollte den entscheidenden Fehler begehen. So hatten sich wohl schon alle Zuschauer mit einem Elfmeterschiessen abgefunden, als Gränichen noch einen Freistoss, mit ca.18 Meter Distanz zum Tor, zugesprochen bekam. Es lief schon die 120.Minute und wieder, wie schon beim Penalty, war es Gold- oder eher Wackelfüsschen Müller, der die Verantwortung übernahm. Müller nahm Anlauf - der Schiri pfiff… Sekunden später grenzenloser Jubel bei den Gränichern, denn Müller, nun eindeutig Goldfüsschen, zirkelte den Freistoss unhaltbar für Talerico, in die linke hohe Torecke zum 2:1.
Der Underdog, welcher über die gesamte Partie hinweggesehen keiner war, war dem Sieg in diesem Spiel so nahe, wie noch nie. In der Nachspielzeit der Verlängerung wollten die Mellinger natürlich noch den Ausgleich erzielen. Die Gränicher gewährten den Gästen allerdings keine Chance mehr und so durfte nach dem Schlusspfiff auch der Rest des Teams auf das Feld stürmen und den Sieg feiern.
Nun hat es also doch noch geklappt. Gränichen gewann das erste Spiel in dieser Saison. Sie zeigten ein ganz anderes Gesicht. Da war Aggressivität, Leidenschaft, Wille und vor allem Freude am Fussball zu sehen. Weiter zeigte die Mannschaft über die gesamte Spielzeit hinweg eine hervorragende Leistung und jeder war bereit, für den anderen zu kämpfen.
Trainer Marco Wüst nach dem Spiel: "Angeschossene leben eben länger und sind gefährlicher. Wir haben an uns geglaubt und ich hoffe, es war die Wende für meine Mannschaft. Wir nehmen jedoch Spiel für Spiel. Schön ist einfach, wieder einmal ein Erfolgserlebnis zu haben und dass der Sieg nicht gestohlen war." Und Goldfüsschen Müller meinte, dass es einfach nur geil war, nachdem er den Siegestreffer erzielt hatte.
Am Ende muss der gesamten Mannschaft ein Kompliment gemacht werden, für die gute und geschlossene Leistung in diesem Spiel. So darf es ruhig weitergehen. Das gratis Selbstvertrauen dazu ist ja in Gränichen angekommen.


FC Gränichen 1 - FC Mellingen 2:1
Ort Sportplatz Bänelimatte
Schiedsrichter Fontaniello Agostino, Oftringen
Zuschauer 75
Tore 32. Min. 1:0 Hurter
70. Min. 1:1 Zahner
120. Min. 2:1 Müller

Aufstellung
FC Gränichen 1
Klingelfuss / Stauffer / Steiner F. / Schellenberg (76. Frey) / Cois / Holliger (102. Mastropierro) / Roth P. / Trost (83. Köbeli) / Steiner M. / Müller / Hurter

Aufstellung
FC Mellingen
Talerico / Celebic / Furlan / Hausherr (81. Widmer) / Stallone (91. Arcari) / Topal / Trost (96. Stellato) / Weber / Tanga / Wernli (46. Suter) / Zahner

Bemerkungen
FC Gränichen ohne Rompietti, Iannotti, Lanz, Karkhaneh (alle verletzt), Caamano (gesperrt), Füchslin (abwesend), Roth B. (ET), Lepore und Wüst (alle nicht eingesetzt). 96. Minute Müller verschiesst Foulpenalty

FC Mellingen ohne Tasic, Rütimann, Tovagliaro, Palumbo, Szarka, Kuoll (alle abwesend), Kass und Zarkovistas (beide nicht eingesetzt). 96. Minute Trost verletzt ausgeschieden.

Gelbe Karten: 41. Min. Stallone (Schwalbe), 44. Min. Wernli (Foulspiel), 93. Min. Müller (Foulspiel), 111. Min. Steiner M. (Foulspiel), 122. Min. Topal (Reklamieren)



120. Minute:
Das Tor zum
2:1