Von schnellen und langsamen Autos
Zum Beginn der Saison wollten die Gränicher, am Ende der 22 Spiele, endlich einmal einen Rang unter den ersten Zwei belegen, der den Weg zu den Aufstiegsspielen öffnen würde. Dementsprechend mutig setze sich die Mannschaft von Trainer Wüst in einen schnellen roten Sportwagen. Alle waren begeistert von diesem Schlitten, würde man mit seinem Tempo bestimmt schnell ans Ziel kommen. Und siehe da, in der Vorrunde reihten sich Sieg an Sieg und die Gegner konnten dem Gränicher-Auto oft nur hinterher schauen. Auch wenn die Leistung einmal nicht stimmte, setzte sich am Ende das PS-starke Gefährt gegen seine Konkurrenten durch. Doch jetzt, in der Rückrunde, gerät der Motor langsam aber sicher ins Stocken. Oder sind die Gränicher Mannen gar auf ein langsameres Auto umgestiegen? Man könnte es meinen, wenn man das Spiel gegen Erlinsbach, am 19.April 2005, verfolgt hat. In der Vorrunde wurden die "Speuzer" noch mit 5:0 besiegt. Jedoch war der schnelle Wagen im Rückspiel wohl gerade im Service und die Gränicher erhielten eine uralte und klapprige Kiste als Ersatz, der im gesamten Spiel überhaupt nicht auf Touren kam. Es dauerte eine ganze Viertelstunde, bis die Gränicher den ersten vernünftigen Angriff lancieren konnten. Seiler eroberte im Mittelfeld einen Ball und spielte den schnellen Iannotti an. Dieser setzte sich auf der rechten Seite durch, spielte einen Pass in die Mitte, doch da stand nur ein Gegenspieler. Dieser schlug den Ball sogleich nach vorne auf Gränacher. Dessen Schuss flog über das Tor. Mit dem gleichen Mittel, langer Ball nach vorne, hatten die Gränicher in der 18.Minute Erfolg. Karkhaneh wurde steil geschickt und konnte alleine auf Torhüter Richner losziehen. Im Strafraum schob er den Ball zu Rompietti, der mitgelaufen war. Dieser hatte keine Mühe, das runde Leder im Tor unterzubringen. Jedoch gab der Schiedsrichter das Tor nicht, denn er hatte fälschlicherweise auf Abseits entschieden. Nun ging das "Geknorze" erst richtig los. Keiner der Gränicher brachte es fertig, einmal richtig aufs Gas zu drücken oder zumindest auf die Hupe. So wäre das Heimteam wenigstens geweckt worden. Da niemand etwas unternahm boten die 22 Akteure den wenigen Zuschauern ein scheussliches Gekicke. Viele Fehlpässe auf beiden Seiten, kein richtiges Angriffskonzept und zu guter Letzt noch ein Gehacke, das viel mehr gelbe Karten hätte nach sich ziehen sollen, als der Schiedsrichter den Spielern erteilte. Da waren die Zuschauer froh, als der Pausenpfiff ertönte und sie sich im warmen "Klubhäusli" aufwärmen konnten. In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit schien es, als hätten die Gränicher ihre langsame Rostlaube in der Pause "frisiert", denn die Gäste wurden innerhalb von nur vier Minuten zweimal überrollt. Zuerst konnte Richner, in der 48.Minute, einen Schuss von Müller nur noch nach vorne abwehren und Karkhaneh schob problemlos zum 1:0 ein. Und in der 52.Minute schoss Karkhaneh via Lattenunterkante das 2:0. Nach dieser Zweitore-Führung standen die Hausherren wieder abrupt auf die Bremse und fielen in den gleichen Trott, wie in der ersten Halbzeit. So wurde ihr Auto gleich zweimal hintereinander von den Gästen überholt. In der 64.Minute verpasste es die Gränicher Innenverteidigung am eigenen Strafraum zu klären. So schnappte sich der zuvor eingewechselte Martin Krüttli den Ball und schoss mit einem harten Schuss in die rechte Ecke den 2:1 Anschlusstreffer. Acht Minuten später wehrte die Gränicher Verteidigung einen Ball genau in die Füsse von Kalkan ab. Dieser fackelte nicht lange und realisierte mit einem Flachschuss in die linke Ecke das 2:2. Bestes Beispiel, dass die Gränicher auf der Bremse standen: Torhüter Sofia blieb bei diesem Schuss auf der Linie stehen und schaute dem Ball nur nach. Nach dem Ausgleich der Erlinsbacher herrschte wiederum nur ein furchtbares und fruchtloses Gekicke. Erst in der 89.Minute hätte Iannotti noch die Chance zum Siegestreffer gehabt. Er hämmerte den Ball aber über, anstatt ins leere Tor. Es ist zu hoffen, dass der FC Gränichen seinen schnellen Boliden möglichst bald wieder zurückbekommt, damit sie sich noch würdig und ehrenvoll aus der Saison 2004/2005 verabschieden können.
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